Money Talks
Für Deutschland – aufgrund seiner politischen und wirtschaftlichen Stabilität einer der wichtigsten Investitionsziele ausländischer Käufer – bedeutet das unter anderem eine enorme Preissteigerung für Grundstücke in den Ballungszentren und damit für das Wohnen. Eine andere Folge ist die aus Architektensicht zunehmende Veränderung der Auftraggeberseite. Wo, wie und für wen bauen wir? Welche Rolle spielt die „Qualität“ des Gebauten, welche Qualitäten sind damit genau gemeint? Inwieweit setzt sich ein Investor mit dem Ort auseinander? Inwieweit kann er es sich „leisten“, über diejenigen, die sein Gebäude später nutzen werden, nachzudenken? Welche Rolle spielen dabei Architekten? Was können, was sollen beide Seiten zum Wohl der Allgemeinheit beitragen? Wo und wie müssen staatliche Institutionen regulierend eingreifen, jenseits einer Neuordnung des Bodenrechts?
Der Architekt im „Haifischbecken“(1)? Die immer noch gern wiederholte Gegenüberstellung von Immobilie und Architektur – hier der allein von wirtschaftlichen Kriterien getriebene Investor, dort der realitätsferne, rein von ästhetischen Kriterien geleitete Architekt, der sich vor allem selbst verwirklichen möchte, und wenn beide denn mal zusammenkommen entsteht seelenlose „Investorenarchitektur“ – ist mittelfristig nicht sinnvoll. Selbst bei steigenden Zinsen, wenn andere Anlageformen im Vergleich zu Immobilien wieder attraktiver werden, wird der Markt durch Globalisierung und Digitalisierung ein anderer sein. Architekten müssen ihre Profession grundsätzlich neu denken, wenn sie relevant bleiben wollen. Auch aus Investorensicht gibt es irgendwann einen Endabnehmer, etwa die großen Pensionsfonds, die Geld langfristig, sicher anlegen und darauf achten müssen, welche Qualität eingekauft und wieviel in den nächsten Jahren investiert werden muss, um den Wert zu erhalten. Es sollten – müssen – alle Seiten Interesse an zukunftsfähigen Städten haben, in der die Menschen gern leben und mitgestalten können, die weniger Wohlhabende nicht ausschließen und die – mit Blick auf die asiatischen Megacities – global wettbewerbsfähig bleiben.
Ein Ziel von Architecture Matters ist es, „hands-on“ die unterschiedlichen Perspektiven und Sprachen zusammen und ins Gespräch zu bringen. In verschiedenen Formaten, öffentlich auf der großen Bühne und im kleinen Kreis. Eingeladen sind Gäste aus Architektur, Immobilienbranche, Soziologie, Philosophie, ein ehemaliger Finanzminister, zwei Stadtbaurätinnen etc. Mit Abstechern nach Tirana, dessen junger Bürgermeister ambitionierte Ziele für die Neugestaltung der Stadt verfolgt, und an die Volksbühne in Berlin.
(1) Vergleiche Bauwelt 3.2017, die sich mit der Immobilienbranche befasst hat.